Edouard, du zeigst uns hier wunderbare Aufnahmen deiner Stallungen in Anières. Bald lebst und arbeitest du mit deinen Pferden ein Jahr am Genfersee – hat das Anwesen deine Wünsche erfüllt?
Ja, auf jeden Fall. Anières ist in vielerlei Hinsicht mehr als das, was ich gesucht habe, und es ermöglicht mir auch mehr, als ich erwartet habe. Aber: Ich habe auch viel mehr Verantwortung, viel mehr Arbeit, als ich mir zuvor vorgestellt habe. Im Gegensatz zu früher, als ich bei der Familie Fuchs in Wängi war, bin ich jetzt für alles selber zuständig. Deshalb war es ein sehr, sehr lehrreiches erstes Jahr. Ich habe das Gefühl, dass ich als Stallbesitzer und Reiter in diesem Jahr mehr gelernt habe als in den letzten fünf Jahren zusammen.
Was beispielsweise?
Für mich war es am Anfang schwierig, die richtige Struktur in den Tag zu bringen – als Verantwortlicher für alles und als Spitzenreiter mit dem Anspruch, top zu sein. Aber nun habe ich den Rhythmus gefunden, und das Ziel ist, das Gelernte jetzt anwenden zu können. Für alles selber zuständig zu sein, bringt mir auch Freiheiten und eine Vision, wo es sportlich hingehen soll.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigst du und wie viele Pferde leben in Anières?
Mit mir sind wir zu fünft, und Pferde sind es momentan zehn, bald werde ich aber schon zwölf haben. Sie gehören Besitzern, mit denen ich eine gute Partnerschaft entwickeln will. Bis zu den nächsten Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles habe ich nun drei Jahre Zeit, diese Pferde weiterzubringen und herauszufinden, welche ich künftig an so grossen Turnieren reiten werde. Meine Perspektiven sind also sehr, sehr gut, ich arbeite jetzt daran, dass dieser Bestand Sinn macht.
Betrachtest du das vergangene Jahr als ein sportliches Zwischenjahr – mit Umzug, Einleben, Rhythmus und neuen Pferdebesitzern finden?
Ja, das war mir im Vornherein schon bewusst. Meine Spitzenpferde, Gamin van’t Naastveldhof und Quno, brauchten sowieso eine Pause, und mit den Neuen arbeite ich jetzt erst seit ein paar Monaten. Die Jüngeren musste ich in Gang bringen, und jetzt geht es darum, herauszufinden, wer welches Potenzial hat. Ich habe nun 5 oder 6 Pferde, die alle zwischen 7 und 9 Jahre alt sind, da entwickeln sie sich enorm. Wer also macht den nächsten Schritt?
Welches ist dein nächster grosser Wettkampf?
Nach der Sommerpause starte ich im September mit Gamin in Avenches, das grosse Ziel in der zweiten Jahreshälfte ist natürlich der CHI in Genf Mitte Dezember.